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Januar 2025
Arbeitsrecht in der betrieblichen Praxis –
Neueste Entwicklungen
Benachteiligung von Teilzeitbeschäftigten bei Überstundenzuschlägen
Autor: Dr. Christian Bloth
Die Bezahlung von Überstundenzuschlägen für Teilzeitbeschäftigte ist Gegenstand einer viel beachteten Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs gewesen. Inwieweit werden diese dadurch schlechter als Vollzeitbeschäftigte gestellt, wenn Überstundenzuschläge nur für Zeiten gezahlt werden, welche über die regelmäßige Arbeitszeit von vergleichbaren vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern hinaus geleistet werden. Nach einer Vorlage durch das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in seinem Urteil vom 29. Juli 2024 (Az.: C-184/22, C-185/22) die Voraussetzungen konkretisiert, unter denen hier eine „schlechtere“ Behandlung im Sinne des Paragraf 4 Nr. 1 der Rahmenvereinbarung im Anhang der Richtlinie 97/81 (Rahmenvereinbarung) und eine mittelbare Diskriminierung aufgrund des Geschlechts im Sinne von Art. 157 AEUV sowie der Gleichbehandlungsrichtlinie 2006/54 anzunehmen ist.
BAG mit letztem Wort zum AGG-Hopping
Autor: Jonas Anders
Schreibt ein Arbeitgeber eine Stelle nicht geschlechtsneutral aus, so kann darin ein Verstoß gegen § 11 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) liegen. Ein Entschädigungsanspruch des Bewerbers nach § 15 Abs. 2 AGG kann die Konsequenz sein. Über die Entscheidung der Vorinstanz (LAG Hamm Urteil vom 5.12.2023 - 6 Sa 896/23) des im Folgenden besprochenen Urteils des Bundesarbeitsgerichts (BAG) vom 19. September 2024 (Aktenzeichen 8 AZR 21/24) berichteten wir bereits in unserem Newsletter März 2024. Das BAG lehnte einen Entschädigungsanspruch des mittlerweile in der ganzen Bunderepublik bekannten Bewerbers nun endgültig ab.
Wirksamkeit einer Sachgrundbefristung bei dauerhafter Arbeitsunfähigkeit
Autor: Katharina Kastanov
Die Befristung eines Arbeitsvertrags ist nach § 14 Abs. 1 Teilzeitbefristungsgesetz (TzBfG) u.a. dann zulässig, wenn sie durch einen sachlichen Grund gerechtfertigt ist. Ein solcher Grund kann in der Vertretung eines anderen Arbeitnehmers liegen. Doch wie verhält es sich, wenn der befristet eingestellte Mitarbeiter während des gesamten Vertretungszeitraums arbeitsunfähig erkrankt? Über die Wirksamkeit der Befristung in einem solchen Fall hatte das Bundesarbeitsgericht (BAG) mit Urteil vom 12. Juni 2024 (7 AZR 188/23) zu entscheiden.
Teilnahme an rechtsextremen Veranstaltungen – ein Grund für außerordentliche Kündigung?
Autor: Katharina Kastanov
Das sogenannte „Potsdamer Treffen“ sorgte im Januar 2024 politisch für erhebliche Aufmerksamkeit. Damals berichtete das Medienunternehmen Correctiv - unter Veröffentlichung einer Teilnehmerliste - von einem Treffen in Potsdam in der Villa Adlon am 25. November 2023, bei welchem die Teilnehmer den rechtsextremen „Masterplan zur Remigration“ als Lösung der Debatte um die Flüchtlingspolitik vorgestellt hatten. Die Folge waren Kundgebungen und Demonstrationen, an denen Hunderttausende teilnahmen. In solchen Fällen stellt sich immer wieder wie Frage, siehe auch die bekannt gewordenen „Sylt Videos“, wie ein Arbeitgeber darauf reagieren kann, wenn es öffentlich bekannt wird, dass sein Arbeitnehmer privat an verfassungsfeindlichen bzw. rechtspolitischen Veranstaltungen teilnimmt. Ob eine außerordentliche Kündigung in diesem Fall gerechtfertigt ist, hatte das Arbeitsgericht (ArbG) Köln in seinem Urteil vom 3. Juli 2024 (Az.: 17 Ca 543/24) zu entscheiden.
Fortbildungskosten – keine Rückzahlungspflicht ohne wirksame Vereinbarung
Autor: Jonas Anders
Der Mangel qualifizierter Fachkräfte treibt viele Arbeitgeber an, für Arbeitnehmer Fortbildungskosten entweder teilweise oder sogar in ganzer Höhe zu tragen. Die zunächst im beiderseitigen Wohlwollen geschlossenen Vereinbarungen über solche Fortbildungskosten werden meist erst dann problematisch, wenn das Arbeitsverhältnis endet. Häufig stehen dann Rückzahlungsansprüche des Arbeitgebers im Raum. Das Landesarbeitsgericht (LAG) Niedersachsen macht in seiner Entscheidung vom 5. Juli 2024 (Az.: 8 Sa 562/23) deutlich, dass einem Rückzahlungsbegehren von Studiengebühren im Falle der Eigenkündigung durch den Arbeitnehmer der vermeintlich wirksam vereinbarte Rechtsgrund fehlen kann.
Keine Beteiligung des Betriebsrates bei Vergütungsanpassung seiner Betriebsratsmitglieder
Autor: Dr. Christian Bloth
Einführung
Im Falle einer Gehaltsanpassung durch Ein- oder Umgruppierung eines Arbeitnehmers durch den Arbeitgeber ist nach § 99 Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) die Beteiligung des Betriebsrates erforderlich. Ob dies auch gilt, wenn die Vergütung eines für die Betriebsratsarbeit freigestellten Betriebsratsmitglieds angepasst wird, hatte das Bundesarbeitsgericht (BAG) in seinem Beschluss vom 26. November 2024 (Az.: 1 ABR 12/23) zu entscheiden. Auch wenn der Beschlusses erst als Pressemitteilung vorliegt, können hieraus bereits interessante Schlüsse gezogen werden.
NEWSLETTER
November 2024
Herbst 2024
Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats bei der Einführung des Desk Sharing
Autor: Dr. Christian Bloth
Die Jahre der Pandemie haben das Konzept des Homeoffice erheblich beflügelt. In Gänze ausgelastete Großraumbüros gehören damit der Vergangenheit an und sog. Desk Sharing löst fest zugeordnete Arbeitsplätze ab. Die Nutzung des und der Umgang mit dem Arbeitsplatz durch mehrere Arbeitnehmer kann einer arbeitgeberseitigen Regelung bedürfen. Ob deren Regelungsgegenstände das Arbeitsverhalten oder vielmehr das Ordnungsverhalten der Arbeitnehmer im Betrieb betreffen, kann je nach Regelung variieren. Je nach Einordnung können Mitbestimmungserfordernisse des Betriebsrates aus § 87 des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) folgen. Über diese Frage hatte das Landesarbeitsgericht (LAG) Baden-Württemberg, Urteil vom 6. August 2024, AZ 21 TaBv 7/24) zu entscheiden.
Geschäftsführer: Rückwirkender Entfall der Karenzentschädigung bei Verstoß gegen ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot zulässig!
Autor: Katharina Kastanov
Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte mit seinem Urteil vom 23. April 2024 (Az.: II ZR 99/22) über einen Sachverhalt zu befinden, der ein mit einem Geschäftsführer vereinbartes nachvertragliches Wettbewerbsverbot zum Gegenstand hatte. Er hatte zu entscheiden, ob eine Klausel, die im Fall des Verstoßes gegen ein nachträgliches Wettbewerbsverbot den nachträglichen Wegfall bereits entstandener Ansprüche auf eine Karenzentschädigung vorsah, „unbillig“ ist oder grundsätzlich wirksam vereinbart werden kann.
Vergütungspflichtige Arbeitszeit: Für das Duschen bezahlt werden?
Autor: Jonas Anders
Der Begriff der Arbeitszeit ist in § 2 Abs. 1 ArbZG beschrieben. Arbeitszeit im Sinne des Gesetzes ist danach „die Zeit vom Beginn bis zum Ende der Arbeit ohne die Ruhepausen“. Doch wann beginnt und wann endet die Arbeit eigentlich? Und was ist „Arbeit“? Diese Frage ist bei Büroarbeit unter Umständen einfacher zu beantworten als bei einer körperlichen Arbeit. Wenn etwa ein Containermechaniker bei seiner Arbeit derart mit Schmutz in Berührung kommt, dass es für ihn unzumutbar ist, sich ungeduscht auf den Nachhauseweg zu begeben, zählt seine Umkleide- und Waschzeit dann noch als Arbeitszeit? Über diese Frage hatte das Bundesarbeitsgericht (BAG) in seinem Urteil vom 23. April 2024 (AZ 5 AZR 212/33) zu entscheiden.
Inflationsausgleichsprämie darf Betriebstreue belohnen
Autor: Katharina Kastanov
Das Arbeitsgericht (ArbG) Wuppertal hatte in seinem Urteil vom 30.11.2023 (Az.: 6 Ca 1708/23) über einen Fall zu entschieden, in dem ein Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern die Inflationsausgleichprämie unter der Bedingung zusagte, dass diese den Betrieb bis zum 31. März des Folgejahres weder aufgrund eigenes Verschuldens noch aus eigener Entscheidung verlassen. In diesem Zusammenhang bestätigte das ArbG die Praxis dahingehend, dass die Inflationsausgleichsprämie ungeachtet ihres sozialen Charakters gem. § 3 Nr. 11c) EStG auch als Belohnung für Betriebstreue eingesetzt werden darf.
Angemessene Dauer einer Probezeit bei befristeten Arbeitsverhältnissen
Autor: Dr. Christian Bloth
Im Zuge der Umsetzung der EU-Richtlinie über transparente und vorhersehbare Arbeitsbedingungen (EU-RL 2019/1152) wurde auch das Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) modernisiert. Seit dem 1. August 2022 fordert § 15 Abs. 3 TzBfG für befristete Arbeitsverhältnisse, dass eine Probezeit „im Verhältnis zu der erwarteten Dauer der Befristung und der Art der Tätigkeit“ stehen muss. Wie dieses Verhältnis genau zu beurteilen ist, gibt das Gesetz jedoch nicht vor. Auch in der Rechtsprechung wurde die Frage nach der zulässigen Dauer der Probezeit bei befristeten Arbeitsverhältnissen bislang nicht einheitlich beantwortet. Das Landesarbeitsgericht (LAG) Berlin-Brandenburg hat hierzu in seinem Urteil vom 2. Juli 2024 (Az.: 19 Sa 1150/23) Stellung bezogen.
Vorgabe der Arbeitskleidung: Bei der Wahl der Farbe hat der Arbeitgeber die Hosen an
Autor: Jonas Anders
Die Weisung zum Tragen bestimmter Arbeitskleidung fällt unter das Direktionsrecht des Arbeitgebers aus § 106 Gewerbeordnung (GewO). Das Landesarbeitsgericht (LAG) Düsseldorf hatte in dem nachfolgend behandelten Fall, Urteil vom 21. Mai 2024 (AZ 3 SLa 224/24), eine Entscheidung zu treffen, in welcher es nahezu musterhaft aufzeigen konnte, dass dieses Direktionsrecht im Fall der Vorgaben zum Tragen bestimmter Arbeitskleidung durch Grundrechte eines Arbeitnehmers begrenzt sein kann. Wer das Tragen der vorgegebenen Arbeitskleidung kategorisch und „aus Prinzip“ ablehnt, riskiert eine Kündigung, es sei denn – die Vorgabe schränkt die Freiheit des Arbeitnehmers ein – die Weigerung ist berechtigt.
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Juli 2024
Juli 2024
Inflationsausgleich und Gleichbehandlung
Autor: Jonas Anders
Entscheidungen des Landesarbeitsgerichts (LAG) Niedersachsen und des Arbeitsgerichts Nienburg beschäftigen sich mit der Frage des Ausschlusses gewisser Mitarbeitergruppen bei der Gewährung der Inflationsausgleichsprämie. Ist der Gleichbehandlungsgrundsatz verletzt?
Variable Vergütung – Schadensersatz bei verspäteter Zielvorgabe
Autor: Dr. Christian Bloth
Das Landesarbeitsgericht Köln (LAG) hatte sich in einem Urteil vom 6. Februar 2024 mit der Frage zu beschäftigten, inwieweit die gegenüber einem Arbeitnehmer verspätet getroffene Zielvorgabe einen Anspruch auf Schadensersatz wegen entgangenen Gewinns rechtfertigt: eine in der Praxis sich immer wieder aktualisierende Frage.
Verstoß gegen Wettbewerbsverbot bei laufendem Kündigungsschutzverfahren?
Autor: Elisabeth Schwake
Einführung
Nicht selten bringen laufende Kündigungsschutzverfahren Ungewissheiten mit sich: Einerseits steht in Frage, ob das Arbeitsverhältnis überhaupt durch die ausgesprochene Kündigung beendet wurde. Andererseits fragt sich, welches Verhalten des Arbeitnehmers mit Blick auf das aus dem Arbeitsverhältnis resultierende Wettbewerbsverbot nach Ablauf der Kündigungsfrist noch erlaubt ist und welches nicht. Dieser Situation liegen häufig zwei widersprüchliche Standpunkte zugrunde: Der Arbeitnehmer erhebt die Kündigungsschutzklage in der Überzeugung, dass die ausgesprochene Kündigung unwirksam war und damit das Arbeitsverhältnis fortbesteht. Zu dieser Überzeugung im Widerspruch steht es aber, wenn der Arbeitnehmer nach Ablauf der Kündigungsfrist während des Kündigungsschutzverfahrens Tätigkeiten nachgeht, die gegen das aus dem – seiner Auffassung nach fortbestehenden – Arbeitsverhältnis resultierende Wettbewerbsverbot verstoßen. Auch der Arbeitgeber vertritt nicht immer ganz widerspruchsfreie Positionen. Er argumentiert in der Regel, dass die ausgesprochene Kündigung wirksam war und das Arbeitsverhältnis beendet wurde. Andererseits verlangt er vom Arbeitnehmer, sich während des Kündigungsschutzverfahrens an das aus dem Arbeitsverhältnis resultierende Wettbewerbsverbot zu halten. Das Landesarbeitsgericht Düsseldorf (LAG) musste zu dieser Konfliktsituation nun in seinem Urteil vom 25.Oktober 2023 Stellung beziehen.
Kündigung eines Betriebsrats: Missbrauch der Freistellung für private Zwecke
Autor: Dr. Christian Bloth
In Betrieben mit mehr als 200 Arbeitnehmern sind jeweils ein oder mehrere Betriebsratsmitglieder vollständig von ihrer Arbeitspflicht freigestellt, um Betriebsratsarbeit auszuüben. Die Verrichtung der Betriebsratsarbeit tritt an die Stelle der eigentlichen, seitens des Betriebsrates, geschuldeten Arbeit. Das Landesarbeitsgericht Niedersachsen (LAG) hatte einen Fall zu entscheiden, in dem ein Betriebsratsmitglied die Zeit der Betriebsratsarbeit, also seine Arbeitszeit, nutzte, um privaten Angelegenheiten nachzugehen.
Massenentlassungsrichtlinie – Fragen über Fragen!
Autor: Jonas Anders
Die Europäische Massenentlassungsrichtlinie wirft nicht nur bei deutschen Gerichten Fragen auf. Auch in anderen Mitgliedsstaaten – namentlich in Spanien – kam es im August 2022 zu Vorlagefragen seitens eines Gerichts an den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Auch das Bundesarbeitsgericht (BAG) erweiterte seine Vorlagefragen, über die wir bereits in unserem Newsletter März 2024 berichteten noch einmal durch einen weiteren Vorlagebeschluss. Die spanische Vorlagefrage wurde nunmehr durch ein Urteil des EuGH (Az.: C-589/22) beantwortet. Dieser Beitrag soll beide Problemkreise der Massenentlassung kurz umreißen.
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März 2024
März 2024
Diskriminierung eines Bewerbers: Nichtanhörung der Schwerbehindertenvertretung
Autor: Dr. Christian Bloth
Im Jahr 2020 hat das BAG den Umgang mit Menschen mit Behinderung im Rahmen einer betriebsinternen Umsetzung beurteilt. In der vorliegenden Entscheidung nimmt das BAG auch das Bewerbungsverfahren und den dortigen Umgang mit Menschen mit Behinderung in den Blick.
AGG-Hopping: Die „provozierte“ Absage – Entschädigung?
Autor: Jonas Anders
Nach § 11 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gilt auch bei der Ausschreibung eines Arbeitsplatzes das Benachteiligungsverbot aufgrund der in § 1 AGG genannten Gründe. Verstöße gegen dieses Verbot machen sich Bewerber zunutze, indem sie sich fortlaufend und deutschlandweit auf offensichtlich nicht geschlechtsneutral ausgeschriebene Stellen bewerben und nach einer provozierten Absage versuchen, Entschädigungsansprüche nach dem AGG durchzusetzen. Dieses sog. AGG-Hopping wollte sich auch der Kläger im vorliegenden Fall zunutze machen. Der bereits aus einer Vielzahl von ähnlichen Prozessen bekannte Kläger blieb vor dem Landesarbeitsgericht (LAG) Hamm ohne Erfolg.
„Jung und dynamisch – Benzin im Blut“ – Altersdiskriminierung?
Autor: Elisabeth Schwake
Das LAG Mecklenburg-Vorpommern hatte in seinem Urteil vom 17.10.2023 (2 Sa 61/23) einen Sachverhalt zu entscheiden, in dem es um die Frage ging, ob die Formulierung in einer Stellenanzeige „junges und dynamisches Team“ eine Indikation der Benachteiligung eines fünfzigjährigen Bewerbers bedeuten konnte.
Dauerbrenner: Schulungskosten angemessen – Reise nach Potsdam oder Webinar?
Autor: Dr. Christian Bloth
Arbeitgeber sind nach dem Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) dazu verpflichtet, die Betriebsratsmitglieder für Schulungsveranstaltungen bezahlt freizustellen, sofern die Schulung für die Arbeit des Betriebsrates „erforderlich“ ist. Darüber hinaus ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, die Kosten der Fortbildung zu übernehmen. Online Fortbildungsangebote (Webinare) sind häufig günstiger, da Reise- und Übernachtungskosten entfallen. Ob ein Arbeitgeber unter Hinweis darauf, dass die Betriebsratsmitglieder an einem kostengünstigeren und inhaltsgleichen Webinar hätten teilnehmen können, die Übernahme von Übernachtungs- und Verpflegungskosten verweigern kann, hatte vorliegend das BAG zu entscheiden.
Massenentlassung: Änderung der Rechtsprechung? Warten auf den EuGH!
Autor: Lisa Marie Heim
Die Agenturen für Arbeit müssen rechtzeitig über einen außergewöhnlich hohen Zugang neuer Arbeitsuchender informiert werden, um sich auf deren Betreuung einstellen zu können. Deswegen ist in § 17 Abs. 1 KSchG eine Verpflichtung normiert, sog. Massenentlassungen schriftlich in ihrem Vorfeld anzuzeigen. Gemäß § 18 Abs. 1 KSchG werden anzeigepflichtige Entlassungen vor Ablauf eines Monats nach Eingang der Anzeige bei der Agentur für Arbeit nur mit deren Zustimmung wirksam („Entlassungssperre“). §17 KSchG beruht auf einer EU-Richtlinie und gab schon in der Vergangenheit in Bezug auf die Auslegung vor dem Hintergrund des nationalen Rechts zu vielen Fragen Anlass. Das BAG legte nun dem EuGH ein weiteres Vorabentscheidungsverfahren vor.
Schriftform adé? Kommt der elektronische Arbeitsvertrag?
Autor: Jonas Anders
Die Bundesregierung hat sich am 21. März 2024 darauf geeinigt, in den Bundestag den Vorschlag einzubringen, die Schriftform im Nachweisgesetz durch die Textform gem. § 126b BGB zu ersetzen. Arbeitsverträge können damit bald digital vereinbart werden, etwa durch eine E-Mail. Eine eigenhändige Unterschrift auf Papier, wie es § 126 BGB fordert, ist dann nicht mehr nötig.
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Dezember 2023
Dezember 2023
Geschäftsführer: Übergang eines Arbeitsverhältnisses durch Betriebsübergang,
Anwendbarkeit des Kündigungsschutzgesetzes
Autor: Dr. Christian Bloth
Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat in seinem Urteil vom 20. Juli 2023 (Az. 6 AZR 228/22) entschieden, dass – sofern ein Geschäftsführer einer GmbH nicht wie üblich aufgrund eines Dienstvertrages, sondern auf Basis eines Arbeitsvertrages tätig wird – im Falle eines Betriebsübergangs im Sinne von § 613a BGB zwar dessen Arbeitsverhältnis, jedoch nicht die Organstellung auf den Erwerber übergeht. Zu beachten sind auch die Ausführungen zur Anwendbarkeit des Kündigungsschutzgesetzes auf einen Geschäftsführer – auf den Zugang der Kündigung kommt es an!
Abgeltung von Urlaubsansprüchen eines GmbH-Geschäftsführers
Autor: Dr. Christian Bloth
Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat in einem Urteil vom 25. Juli 2023 (Az. 9 AZR 43/22) entschieden, dass der Fremdgeschäftsführer einer GmbH, der zwar nach nationalem Recht nicht als Arbeitnehmer zu qualifizieren ist, dennoch im Wege richtlinienkonformer Auslegung des in § 2 Bundesurlaubgesetz niedergelegten Arbeitnehmerbegriffs als Arbeitnehmer einzuordnen ist, dem gemäß § 7 Abs. 4 Bundesurlaubsgesetz ein Abgeltungsanspruch in Geld für nicht genommenen Urlaub zusteht.
Heimliche Überwachung des Arbeitnehmers begründet immateriellen Schaden nach DSGVO
Autor: Jonas Anders
In einer Entscheidung vom 26. April 2023 (12 Sa 18/23) hatte sich das LAG Düsseldorf mit einer heimlichen filmischen Überwachung des Arbeitnehmers durch eine von der Arbeitgeberin beauftragte Detektei zu beschäftigen. Die Frage war, ob dem Arbeitnehmer durch Anfertigung von Bildmaterial ein immaterieller Schaden nach Art. 82 Abs. 1 DSGVO entstanden ist. Ebenfalls betrifft die Entscheidung einen Anwendungsfall einer außerordentlichen Kündigung, die – da die Betriebsratsanhörung nicht richtig war – wegen Verstoßes gegen § 102 Abs. 1 S. 3 BetrVG nichtig war.
Schadensersatz nach DSGVO wegen unerlaubter Verwendung von Foto- und Videoaufnahmen
Autor: Lisa Heim
Das Landesarbeitsgericht (LAG) Baden-Württemberg erkannte mit Urteil vom 27. Juli 2023 (Az. 3 Sa 33/22) einem Arbeitnehmer wegen unerlaubter Anfertigung von Foto- und Videoaufnahmen durch seinen vormaligen Arbeitgeber einen Schadensersatz i. H. v. EUR 10.000 zu. Dabei stellte das LAG jedoch auch klar, dass ein Verstoß gegen die DSGVO für sich allein keinen Schadensersatzanspruch gemäß Art. 82 Abs. 1 DSGVO begründet.
Rückzahlung von Fortbildungskosten I
Autor: Jonas Anders
Das Bundesarbeitsgericht (BAG) setzt seine Rechtsprechung zur Rückzahlung von Fortbildungskosten fort und legt in einem Urteil vom 25. April 2023 (Az. 9 AZR 187/22) einen strengen Maßstab für die als Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) zu qualifizierenden Klauseln an, welche die Rückzahlungspflicht des Arbeitnehmers regeln. Bleibt eine Rückzahlungsklausel zu pauschal und berücksichtigt sie nicht die Gründe einer unterbliebenen Prüfungsteilnahme, benachteiligt diese den Arbeitnehmer in unangemessener Weise und ist damit in Gänze unwirksam.
Rückzahlung von Fortbildungskosten II
Autor: Elisabeth Schwake
Wenige Tage nach der ebenfalls in diesem Newsletter besprochenen Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) zur Rückzahlung von Fortbildungskosten, urteilt auch das Landesarbeitsgericht (LAG) Rheinland-Pfalz am 3. Mai 2023 (Az. 7 Sa 249/22) über eine in Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) aufgenommene Klausel, welche die Rückzahlung von Studienkosten eines ausbildungsintegrierten dualen Studiums regelt. Auch diese Fallkonstellation beschäftigt sich mit der Ausgestaltung einer Klausel, die die Rückforderung der Ausbildungskosten bei Eigenkündigung des Arbeitnehmers betrifft.
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